In den Nationalrat
1. Milly Stöckli, SVP, Bäuerin & Grossrätin
Namensgeberin der Discopop-Gruppe «Milli Vanilli». Ursprünglich sogar als Leadsängerin vorgesehen, musste dann aber in letzter Sekunde absagen, weil sie sonst nicht jeden Sonntag den «Buurezmorge» auf ihrem Bauernhof hätte veranstalten können. Nicht zuletzt deshalb löste sich «Milli Vanilli» kurze Zeit später auf. Stellt also das Allgemeinwohl über das ihrige. Fühlt sich in ihrer Rolle als SVP-Frau sehr wohl und demonstriert Grösse indem sie das Klischee der Hausfrau am Herd ohne Technik-Verstand mit Absicht voll erfüllt:
Mit «millystoeckli.ch – The Home of Joomla» beweist Milly Stöckli nämlich ein grosses Herz. Lieber bietet sie einem benachteiligten System zum Erstellen von Webseiten ein Zuhause, als dass sie auf ihrer Homepage den eigenen Namen prominent im Browser-Header platzieren würde.
Ist sowieso sehr grosszügig. Bietet Körper und Seele als Wirt für das Gedankengut der Obrigen an: «Silly Milly» setzt sich für die Ausschaffungsinitiative, für einen hohen Milchpreis und gegen die Schengener Abkommen ein. Führt aus, was die SVP-Parteispitze vorsagt. Versucht nur selten ihre eigene Ideen einzubringen. Weil wenn sie es tut, dann kommt es immer verkehrt heraus *snief*. So bei ihrem Versuch, den Aargauer Regierungsrat zu überzeugen, die Auto-Theorieprüfung nur noch in den vier Landessprachen anzubieten. Englisch, Portugiesisch, Spanisch, Serbokroatisch, Türkisch und Albanisch wären weggefallen. Die Englischsprachigen hätten dann aber gerne die Prüfung in Rätoromanisch absolvieren dürfen. Milly wollte so, wie sie selber sagt, zur Integration beitragen. Was für ein ehrenwerte Person diese Milly Stöckli doch ist: Da widersetzt sich mal jemand den SVP-Richtlinien, verschreibt sich ganz der Integration von Migranten und wird nur missverstanden. Undank ist der Welten Lohn!
Zum Gespött der Nation allerdings machte sie sich, als sie das Auswendiglernen der Schweizer Nationalhymne im Aargauer Lehrplan verankern wollte. Aber sie hat auch ihre Glanzstunden: So will Milly sowohl weitere Atomkraftwerke bauen, als auch vermehrt auf erneuerbare Energiequellen setzen:

Quelle: Wahlen.ch
Wie gerissen, dass da noch niemand darauf gekommen ist! Ich sehe die Stimmen von links und rechts nur so hereinflattern!
Man merke: Irgendwie missrät es bei Milly immer, sobald sie selber etwas anpackt. Deshalb gilt die Devise: lieber an Bestehendes anknüpfen. Und weils so gut läuft, wenn man sich an die politischen Vorgaben der SVP hält, sagt sie sich: greife ich doch auch optisch auf den SVP-Archetyp des ländlichen Hausfrauchens zurück: So nimmt sich Milly Stöckli ein Vorbild an Jasmin “wer-kann-sich-noch-an-mich-erinnern-ich-war-die-Ostschweizer-Polit-Bulldogge” Hutter.
Und wie Hutter…
…lässt sich auch Stöckli gerne mit der Frau vom Godfather himself ablichten:
Wenn es mit dem Nationalrat klappen sollte, dann können sich die Nachbarn auf eine schmissige Party in Millys Kellergewölben gefasst machen: Sie ist im Besitz eines Party-Kellers, der – Zitat Stöckli – ein “gediegenes Ambiente!” bietet (für mich ist das eher das heruntergekommenste Loch, das ich je gesehen habe, selbst die Fritzl-Kinder hätten es keine zehn Minuten hier ausgehalten).
Wer nun denkt, die Milly wird man sicher nie abshaken sehen, der täuscht sich gewaltig: Die Rolle der langweiligen Bäuerin verkörpert sie nur in der Politik. Privat stürzt sie sich in die Lederkluft und macht die Strassen unsicher:
Passend zur Kawasaki hat sich die Rockerbraut noch ein hübsches Nasenpiercing stechen lassen:
2. Cédric Wermuth, SP, Projektleiter Kommunikation & Kampagnen
Cédric Wermuth. Wer kennt ihn nicht. Vom bekifften Hausbesetzer zum Vize-Präsidenten SP Schweiz in Rekordzeit. Eine Tellerwäscherkarriere, die es selbst in den Drehbüchern Hollywoods wegen Realitätsfremde nicht über die Brainstorming-Phase hinaus geschafft hätte.
Um ihn müssen wir uns bei den Wahlen 2011 eigentlich keine Sorgen machen. Zur Zeit stellt die SP Aargau drei Nationalräte, zwei treten wieder an, der dritte Tisch im Nationalratssaal ist quasi schon jetzt mit Wermuths Namensschildchen versehen. Wir würden es ihm auch wünschen, schliesslich ist er jung und braucht das Geld. Denn wie Wermuth kürzlich offenlegte, beträgt sein Monatslohn “nur” 4750 Franken. Dies veranlasste den Blick zu folgender Schlagzeile:
Um die Frage zu beantworten: Ja, Mitleid ist durchaus angebracht. Der Arme muss wegen Geldmangels andauernd dieselben Kleider anziehen:
Ob SP-Gruppenfoto, Werbekampagne oder Gala-Abend, immer muss das fliederfarbene Hemd und das dunkle Sakko herhalten. Also bitte, macht dem Elend ein Ende und wählt ihn in den Nationalrat, damit er sich endlich neue Klamotten leisten kann! Und es ist ja nicht so, als würde der eigentliche Sozi nicht auch permanent mit jeder Faser seines Körpers nach Reichtum und Luxus streben. Man erinnere sich an die legendäre Fahrt in der Dienst-Limousine von Parteikollegin Pascale Bruderer, als Wermuth mit der damaligen Nationalratspräsidentin an einen gemeinsamen Auftritt fuhr und danach von bürgerlicher Seite – völlig zu Recht – zerfleischt wurde. Ausserdem: Wenn immer möglich prangert er die «Bonzen, Banker und Superreiche an». Purer Neid aus des Jungspunds Mund, da muss ich der SVP beipflichten, ausgeschlossen, dass jemand ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden aufweist!
Seinen provokativen Stil muss man nicht mögen, aber zumindest anerkennen, dass er es als einer der wenigen Linken schafft, mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mit Micheline Calmy-Rey und Jean Ziegler ist dieser Club spärlich besetzt. Was macht die Faszination an ihm aus? Es ist die Fähigkeit, SVP-Stil mit SP-Inhalten zu mischen.
Alteingesessene Politiker könnten sich von Wermuth diesbezüglich noch was abschauen. Allerdings hat sich leider auch Wermuth bereits in diese Richtung entwickelt. Die politischen Winkelzüge beherrscht er bereits wie das Establishment. Zum Beispiel mit der Verwendung von Unwahrheiten zum eigenen Nutzen. Wir hatten darüber berichtet, dass Wermuth auch zwei Monate nach abgeschlossenem Wahlkampf-Voting die fünf Gewinner noch nicht veröffentlicht hatte. Diese hätten als Dank, dass sie ihm bei der Findung seines Wahlkampffotos halfen, von ihm bekocht werden müssen. Doch auf Wermuths Webseite gab es nur folgenden Hinweis zu lesen:
Unter dem Titel «Wer kocht denn nun mit Ihnen, Herr Wermuth?» wollte ich am 1. August wissen, wann wir mit der Verkündigung der glücklichen Sieger rechnen können. Seine Antwort – danke dafür – folgte über Twitter:
Der Blick auf cedricwermuth.ch offenbarte Erstaunliches:
Jaja, klar, von wegen “gekreuzt”. Plötzlich soll am 31. Juli ein Update erfolgt sein? Da wurde ganz offensichtlich ein bisschen geschummelt. Denn als ich in der Nacht vom 1. August den Beitrag verfasste, waren noch diese Zeilen on (wie der Screenshot vom 1. August um 01.43h beweist):
Eine bedeutungslose Flunkerei. Aber beginnt es nicht immer im Kleinen?
3. Ruedi Donat, CVP, Meisterlandwirt
Bezaubernd, dieses Lächeln, nicht? Dieser Mut Gottes zur Gesichtsasymmetrie wird vom CVPler Kandidat bestimmt noch bewundert. Die Nase schaut nach rechts, die Oberlippen haben sich von der Oberfläche vollständig zurückgezogen und die Augen verstecken sich beinahe komplett hinter Hautlappen. Aber hey, habe ich denn noch alle Tassen im Schrank, einen Politiker nach seinem Aussehen zu beurteilen?!? Das darf man offiziell nur mit PolitikerINNEN tun. Und es ist echt ein Unding über die Attraktivität eines Politikers zu schreiben. Das einzige was zählt sind Leistungen. Und da trumpft Bauer Donat so richtig auf:
Wie ein moderner Bauer es tun muss, ist Ruedi Donat aber auch immer auf der Suche nach originellen Nebenverdiensten um seinen kleinen Lohn aufzustocken. Deshalb lässt er seinen Bauernhof ab und zu in ein Theater umwandeln. Und das ist ein Renner sondergleichen. Komplett ausverkauft ist der Normalfall. Ihr wolltet noch Tickets ergattern für nächsten Sommer? Dann sputet euch, die Billete für den 17. Juni (2012 muss es wohl sein?!?) sind bereits restlos vergriffen, ihr müsst euch mit dem 18. Juni begnügen.

Screenshot vom 12. August 2011
Gut zu wissen, dass Ruedi Donat notfalls mit seinem Hof-Theater und als Stiftungsrat des Freiämter Strohmuseums ein zweites Standbein hat. Denn als CVP-Kandidat mit Listenplatz 9 ist eine Wahl in den Nationalrat, wie soll ich sagen… ausgeschlossen. Was würde da helfen? Eine polarisierende Politik sicher. Aber mit diesem Smartvote-Profil lässt sich das ausschliessen:
100 Punkte bedeuten totale Zustimmung, 0 Punkte totale Ablehnung gegenüber betreffendem Thema. Mit Donats Ergebnissen um die 50 Punkte in allen Bereichen und damit einer völlig unspektakulären Wischiwaschi-Politik lässt sich heutzutage als Newcomer keinen Blumentopf, geschweige denn eine Wahl in den Nationalrat gewinnen. Aber seine Kühe werden ihm seine Nichtwahl danken… Weshalb ich Ruedi dennoch zur Wahl empfehle? Das bei Wermuth nicht benötigte Mitleid kommt dafür hier zum Tragen. Und es sind die 15 Minuten Ruhm, die ich Ruedi Donat gewähren möchte. Nicht, dass er sich als Stiftungsrat des Strohmuseums auch nur mit einem weiteren strohdummen Mister Schweiz ablichten lassen muss:
5. Ruth Jo Scheier, GLP, Mutter, Buchhalterin & Grossrätin
Jo, jo die Frau ist so hip, dass sie ihre Website auf den zweiten Vornamen registriert hat und das altmodische «Ruth» weglässt. Wofür die Abkürzung wohl steht? … Josef, Jochen, Johannes wäre eher unvorteilhaft. Jolanda, Josephine, Joss schon besser… Sehr rätselhaft, wers weiss kann sich melden. Off The Record: Schaue gerade den Rotschi National gegen Jo-Wilfried Tsonga. Obs da `ne Verbindung gibt? So, zurück zur Sache. Die Frau hat bei der GLP den 3. Listenplatz, also zusammenreissen. Aber eigentlich ist Jo so langweilig wie sie auf dem Foto aussieht. Auch mit Witzen hantiert sie mehr schlecht als recht. Und Smileys bei Ü-30 sind nicht cool, das müsste ihr mal jemand schonend beibringen:
Die beste Pointe liefert sie unfreiwillig. Man beachte ihr Motto…
… und dann ihre politischen Vorstellungen auf smartvote.ch, die ihr Motto gleich über den Haufen werfen:
Aber wenigstens hat sie auf smartvote.ch versucht ihre Visionen niederzuschreiben. Auf ihrer Webseite findet sich in dieser Rubrik nämlich nur ein Lückenfüller:
Ehrlich gesagt würde ich den zwar dem vorziehen was Milly Stöckli so von sich gibt, aber gut zwei Monate vor einer Nationalratswahl ist das natürlich ein Umstand, denn es schnellstens zu verbessern gilt.
Andererseits fand Jo Scheier vielleicht einfach keine Zeit um nachzudenken, da sie die gute Partie Billard nicht unterbrechen wollte:
5. Moira Brülisauer, Piratenpartei, Textilgestalterin
Die 24-jährige (das Foto ist aktuell, man glaubt es kaum) Moira Brülisauer strebt auf das grosse politische Parkett. Und wo wäre es realistischer, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, als in der Piratenpartei? Richtig: überall. Und dann erst noch mit Listenplatz 6. Aber hey, es hätte weitaus schlimmer kommen können… zum Beispiel mit Listenplatz 7 oder 8. Nun gut, kann sie denn wenigstens mit einem tollen Lebenslauf glänzen? Schauen wir zurück… Moira war mal Stallhilfe. Klar hilft das in Bern, auch das Bundeshaus gehört ab und zu ausgemistet! Die junge Piratin absolvierte auch noch ein Praktikum in einem Bücher Brocky. Auch das ist nützlich, schliesslich muss man der Bevölkerung immer mal wieder was Wertloses andrehen! Und dann war die gute Moira auch noch als Hilfskraft in einer Sattlerei angestellt.
Ach nein Leute, echt, ich gebs auf, ich wehe mit meiner imaginären weissen Flagge, ausgeschlossen, dass auch nur irgendeine von ihren Fähigkeiten in der Politik zu etwas nütze ist.
Und wie siehts mit Politik-Erfahrung aus?
Aber das will ja alles nichts heissen, schliesslich gibt es Naturtalente. Das einzige, das ein Politiker wirklich braucht, ist der Wille für seine Visionen zu kämpfen. Eine klare politische Linie zu haben, von seinen Werten überzeugt sein und für sie einzustehen. Nehmen wir die Piratenpartei: Ihren Vertretern ist es ein besonderes Anliegen, dass der Staat die Privatsphäre jedes Einzelnen schützt, indem er die digitale Datenflut unter Verschluss hält und nicht an Dritte weitergibt. Oder wie Moira Brülisauer es unter “Ziele und Anliegen” formuliert: «Der Bürger soll sich sicher fühlen können, weil er gewiss sein soll, dass seine Privatsphäre gewahrt ist.» Sehr eingängig und verständlich formuliert Moira, Kompliment! Schön wäre es jetzt noch gewesen, du hättest dich auch an deine eigenen Prinzipien gehalten und dein Abschlusszeugnis nicht über Facebook und Twitter der ganzen Welt regelrecht ins Gesicht geklatscht:
Aber da warst du wohl so sehr aus dem Häuschen, dass glatt vergassest, dass dein wichtigstes Anliegen es ist, für den Schutz der Privatsphäre zu sein. Das nimmt dir aber niemand krumm, du wärst nicht die erste Nationalrätin, die ihre eigenen Prinzipien über Bord wirft. Der Inhalt ist eh nur zweitrangig, wichtig ist, wie du ihn verkaufst! Wie siehts denn mit der Sprachkompetenz aus?
Englisch also «nicht ganz gut». Irgendwie beschleicht mich das dumpfe Gefühl, dass es auch um das Deutsch «nicht ganz gut» bestellt ist:
Zugegeben, viel spricht nicht für Moira Brülisauer. Sie muss darauf hoffen, dass im Aargau die Pest ausbricht und alle anderen Kandidaten dahinrafft. Und selbst dann wird vermutlich zuerst eine neue Zivilisation gegründet, bevor Moira auch nur die unbedeutendste politische Entscheidung überlassen wird. Über das mit der Pest würde ich jetzt übrigens nicht lachen. Erinnert euch: Sattlerei, Stallhilfe, Reiten. Na, klingelts? Schaut euch ihr Foto nochmals an. Die Gute hat nämlich einen Mittelalter-Spleen, findet die «düstere Epoche europäischer Geschichte faszinierend». Am Wochenende trifft man sie auf Mittelaltermärkten, wo sie gerne mit selbstgeschneidertem Gewand und Bändchen erscheint.
Würde mich ja nicht wundern, wenn sie versuchen würde, uns wieder ins finstere Mittelalter zurück zu befördern. Ach nein wartet, darum kümmern sich zur Zeit ja bereits die Banker..!